Teil 2 in meiner Freunderubrik! Heute möchte ich euch zwei liebe Freunde – Verena und Edgar (distant-horizons.de) – vorstellen, die ich vor einigen Jahren über die Fotoplattform flickr kennengelernt hab. Wir können uns leider nicht allzu oft sehen, da die beiden gerade auf ihrer 2. Weltreise unterwegs sind. In unserem kleinen Interview erzählen und zeigen sie mehr von ihren Abenteuern.
Erzählt uns kurz, wer ihr seid.
Hallo, Hi, Bonjour, Hola und Asalam maleikum. Wir sind Verena und Edgar. Beide Deutsche die die letzten 10 Jahre (mit 1 Jahr Reiseunterbrechung) im wunderschönen Tirol gelebt und gearbeitet haben. Wir sind beide sehr gerne draußen in der Natur und da am liebsten in den Bergen. Wir lieben die Weite und von oben auf die Erde herunter zu schauen. Edgar ist ein passionierter Hobbyfotograf (daher kennen wir auch die Kathrin) und Verena unterstützt ihn tatkräftig und ist geduldig, wenn wir mal wieder auf die richtige Stimmung warten …
Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Da wo wir beide eigentlich nicht gedacht hätten einen Partner kennenzulernen – in der Arbeit und dazu noch im gleichen Bürozimmer. Das hatte aber im Nachhinein den Vorteil, dass wir schon wussten, wie der andere z.B. in Stresssituationen tickt. Wir haben uns auch schon vor der Reise im Alltag so gut wie 24/7 gesehen. Dadurch hatten wir das Gefühl, dass wir es auch auf einer langen Reise miteinander aushalten.
Wo seid ihr gerade?
Seit kurzem sind wir in Bulgarien und helfen da bei einem Workaway mit. Davor waren wir fast 5 Monate in Griechenland – davon 2 Monate im Lockdown in einem Apartment auf der Halbinsel Pelion.
Wie kamt ihr auf die Idee, eine Weltreise zu machen und „hier“ alle Zelte abzubrechen?
Nun ja … das klingt zwar jetzt vielleicht etwas seltsam, aber das ist mittlerweile unsere zweite lange Reise – wir wissen also schon wie es ist, alle Zelte abzubrechen.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass unsere Sehnsucht nach fernen Ländern und neuen Erlebnissen nach wie vor sehr groß ist. Zudem weigern wir uns bisher ziemlich erfolgreich ein „Standard-Leben“ mit Haus, Kredit und Kindern zu führen 😉
Was macht Reisen für euch so besonders? Was ist der größte Reiz des Reisens für euch?
Natürlich erst einmal raus aus dem Alltag und etwas Neues zu sehen und zu erleben. Wir finden es auf Reisen immer beeindruckend mit wie wenig man auskommen kann – sowohl wir selber als auch mit wie wenig Materiellem manche Menschen auf der Welt leben und dabei noch glücklicher sind als wir. Es tut auf jeden Fall gut mal über den Tellerrand zu schauen – dann relativieren sich einige Luxusprobleme, die wir in Europa so haben, ganz schnell.
Wisst ihr, in wie vielen Ländern ihr schon wart?
Nachdem wir beide ziemliche Listen-Fans sind, ja … Wir waren schon in 57 Ländern.
Welches Land oder welcher Ort hat euch bisher am besten gefallen und warum?
Puh … eine sehr schwierige Frage. Wir waren schon an so vielen tollen Orten … jedoch sind uns der Iran und Japan besonders in Erinnerung geblieben. Beides fantastische Länder, die uns sehr in ihren Bann gezogen haben. Im Iran war es neben der wunderschönen Landschaft die unendliche Gastfreundschaft, Offenheit und Freundlichkeit der Iraner.
Und in Japan waren wir im Winter und es war einfach eine tolle, sehr ruhige Atmosphäre mit den wunderschönen Tempeln, die schneebedeckt waren, der Ruhe und den wenigen (westlichen) Touristen.
Von welchem Reiseerlebnis werdet ihr noch euren Enkelkindern erzählen?
Welche Enkelkinder? 😀 OK – sagen mir mal Leih-Enkelkinder oder Nichten und Neffen. Da fällt uns eine Story von gar nicht so lange her ein wie wir uns in Marokko in der Sandwüste ganz schön festgefahren haben. Wir sind nur noch mit Hilfe der Seilwinde und des Allrad-Jeeps unserer Freunde rausgekommen – kurz nach Sonnenuntergang gerade als der Vollmond aufging. Das war ein Abenteuer!
Und von unserer wirklich atemberaubenden Hundeschlittentour in Lappland wo wir mit 4 anderen Freunden jeder mit einem eigenen Hundeschlitten für 4 Tage durch ein Winterwonderland gefahren sind. Da haben wir auch zum ersten Mal Nordlichter gesehen – ein wirklich magisches Erlebnis.
Ansonsten haben wir einige wirklich tolle Erlebnisse gehabt, die sich aber nicht so einfach erzählen lassen … z.B. die Biolumineszenz in der Halong Bucht zu erleben war wahnsinnig beeindruckend. Das lässt sich aber weder gut erzählen noch einfach mit der Kamera festhalten. Deswegen sind wir der festen Überzeugung, dass man schon selber auf Reisen gehen muss 😉
Das klingt alles sehr toll! Gibt es auch mal negative Momente oder Sachen, die ihr unterwegs vermisst?
Ja klar! Auch wenn die Bilder von so einer Reise im Internet meistens total toll und beneidenswert ausschauen, gibt es auf so einer Reise ja nicht nur tolle Momente! Das Ding ist nur, dass man die mühsamen und schwierigen Momente natürlich viel schlechter festhalten kann oder will 😉
Z.B. kann man vom 14. Verkäufer, der einen nervt und einem etwas verkaufen will, natürlich schlecht ein Foto machen …
Ein anderes Beispiel ist ein Foto von einer tollen Landschaft. Was man auf dem Foto aber nicht sieht ist, dass wir von 100 Moskitos gestochen wurden, bevor wir das Foto gemacht haben.
Reisen im eigenen Van bedeutet natürlich viel Freiheit und gleichzeitig aber auch viel Leidens- und Kompromissfähigkeit. Wir sind seit ca. 14 Monaten in einem Volkswagen T4 Van unterwegs. Der ist halt zu zweit dann doch tendenziell klein … So toll so eine Reise ist (das ist sie wirklich!) bedeutet sie natürlich auch Verzicht. Bestimmter „Luxus“ wie eine Waschmaschine, eine Toilette und Dusche, einen Backofen und ähnliches vermisst man halt zwischendurch schon manchmal. Und als Deutscher vermisst man natürlich irgendwann zwangsweise gutes Brot und Käse …
Wo wollt ihr auf jeden Fall noch hin? Gibt es einen speziellen Reisetraum, den ihr euch noch erfüllen wollt?
Die Liste ist nach wie vor ziemlich lang 🙂 Südamerika hat es uns auf der letzten Reise sehr angetan, da wollen wir auf jeden Fall nochmal zurück und dann unbedingt auch nach Patagonien.
Jetzt sind wir aber “inshallah” erstmal Richtung Osten unterwegs und freuen uns auf die Türkei, die STAN-Staaten (Kasachstan, Usbekistan, Tajikistan, Kirgistan) und vielleicht auch Russland oder wenn wir ganz weit träumen sogar die Mongolei.
Jetzt müssen wir aber erstmal schauen, wie das ganze Corona-Thema weitergeht und wann welche Grenzen wieder aufmachen …
Wie lange werdet ihr noch unterwegs sein?
Vor Corona haben wir immer gesagt solange wir Gesundheit, Geld und Lust zum Reisen haben. Vielleicht klingt das mit der Lust für manche etwas abwägig … aber wir denken, dass wenn man sehr lange unterwegs ist, man irgendwann dann auch nicht mehr motiviert ist zu reisen. Wir unterscheiden ganz bewusst zwischen den 2 Wörtern Urlaub und Reisen – das sind nämlich wirklich 2 Paar Schuhe 😉
Jetzt mit Corona ist das natürlich alles deutlich schwieriger. Wir schauen einfach, was die Zeit so bringt und wie die Situation weitergeht.
Was nehmt ihr von den Reisen mit zurück nach Hause?
Von unseren Reisen nehmen wir einiges mit nach Hause – allerdings nur Erkenntnisse und Erlebnisse und keine materiellen Gegenstände. Unter anderem wissen wir bestimmte Sachen in Mitteleuropa mittlerweile viel besser zu schätzen: dass es eine Müllabfuhr gibt, dass man überall das Leitungswasser trinken kann, dass wir warme, trockene Häuser und Wohnungen haben. Auf unseren Reisen sehen wir ganz viel Müll – in Deutschland und Österreich freuen wir uns dann immer wieder, wie sauber es ist.
Was Besitztum angeht, kommen wir durch so eine Reise immer mehr zu dem Schluss „weniger ist oft mehr“.
Vielen lieben Dank für das tolle Interview und die Einblicke – auch abseits der „rosaroten Reise-Brille“! Ich wünsche euch noch ganz viele spannende Erlebnisse, eine tolle Reise und viele offene Grenzen 😉
Auf ihrem Blog distant-horizons.de könnt ihr noch viel mehr Fotos, Reiseberichte und -anekdoten der beiden bewundern. Schaut unbedingt vorbei – es lohnt sich!